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Handlungsrahmen zum Schutz,
zur Fürsorge und Förderung von verwaisten und gefährdeten
Kindern in einer Welt mit HIV und Aids
Der Handlungsrahmen ist eine Fachpublikation, die sich aus einem Prozess
entwickelt hat, der im Jahr 2000 begonnen und von Vertretern aller gesellschaftlichen
Gruppen unter der Schirmherrschaft der UN mitgetragen wurde. Er richtet
sich an Führungskräfte und Entscheidungsträger in aller
Welt und fordert von ihnen, die Politik, Programme und Ressourcen zugunsten
von durch Aids verwaisten oder gefährdeten Kinder zu beeinflussen.
Ziel des Handlungsrahmen ist es, das Problembewusstsein
zu schärfen und die Handlungsbereitschaft zu steigern. Es
ist klar, dass keine Regierung oder Organisation alle Aspekte sofort und
mit gleicher Kraft umsetzen kann. Jedoch soll auf Basis dieser Publikation
eine breitgefächerte Gruppe mit einer gemeinsamen Stimme die notwendigen
Maßnahmen – mit lokaler Schwerpunktsetzung – einfordern.
Die HIV/Aids– Epidemie ist zu einem globalen Problem geworden.
Besonders betroffen sind Kinder, fast drei Millionen sind entweder mit
dem Virus infiziert oder an Aids erkrankt. Mehr als 15 Millionen Kinder
unter 15 Jahren haben einen oder beide Elternteile durch Aids verloren.
Die meisten davon leben in Afrika südlich der Sahara. Die Sterberaten
sind so hoch, dass auch die traditionellen Strukturen der Großfamilie
mit der Situation überfordert sind. Immer mehr Kinder leben entweder
mit entfernten Verwandten unter schwierigsten Umständen, oder bleiben
überhaupt allein zurück. (Child headed Households)
Experten rechnen damit, dass die Zahl der durch Aids verwaisten Kinder
bis zum Jahr 2010 auf 25 Millionen steigen wird. Diese an sich schon bedenkliche
Zahl steht aber in keinem Verhältnis zu der Anzahl an Kindern, deren
Leben sich durch die Epidemie radikal verändern und verschlechtern
wird. Die Krankheit hat verheerenden Einfluss auf Familien, Dorfgemeinschaften,
Schulen sowie auf die Gesundheitsversorgung, das Wohlfahrtssystem und
auf die lokale und nationale Wirtschaft. Da in vielen Regionen der Welt
die HIV- Infektionsraten immer noch steigen, werden die Auswirkungen auch
noch jahrzehntelang spürbar sein, selbst wenn Vorsorge- und Behandlungsprogramme
ausgeweitet werden.
Der vorliegende Handlungsrahmen bietet ausführliche
Informationen, Zahlen und Fakten über die gegenwärtige Lage
und den daraus resultierenden Handlungsbedarf.
Die Situation der Waisen und besonders gefährdeten Kinder (OVC) erhält
in nationalen Entwicklungsprogrammen bislang viel zu wenig Aufmerksamkeit,
auch die Geber berücksichtigen diese in ihren Programmen noch kaum.
Der Handlungsrahmen bietet nun eine einzigartige Gelegenheit für
ein gemeinsames Handeln.
Die Lernerfahrungen vieler Jahre sieht die Familien und Gemeinden, in
denen die Kinder leben, als Fundament für einen wirksamen, umfangreichen
Lösungsansatz. Auch die Kinder selbst können aktiv, als Partner
der Veränderungsprozesse, viel erreichen. Diese wichtige Rolle im
Kampf gegen HIV/Aids kann ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstachtung
steigern. Um die von Aids betroffenen Kinder nicht noch weiter zu stigmatisieren
und zu diskriminieren, sollen die im Handlungsrahmen empfohlenen Maßnahmen
auf alle Kinder und ihr Umfeld ausgeweitet werden.
Die zentralen Strategien des Handlungsrahmens:
1. Familien stärken, in denen Waisenkinder und gefährdete Kinder
geschützt und betreut werden, indem die Lebenserwartung der Eltern
verlängert wird und sie wirtschaftlich, psychosozial und insgesamt
unterstützt werden.
2. Hilfe, die von der Gemeinschaft geleistet wird, mobilisieren und fördern
3. Den Zugang von Waisen und gefährdeten Kindern zu wesentlichen
Leistungen sicherstellen, darunter Bildung, Gesundheitsversorgung, Erfassung
bei den Behörden
4. Den Schutz der gefährdetesten Kinder durch die Regierungen sicherstellen:
Durch verbesserte politische und rechtliche Bedingungen sowie die Bereitstellung
von Ressourcen für betroffene Familien und Gemeinden.
5. Aufklärungsarbeit auf allen Ebenen durch Kampagnen und soziale
Mobilisierung, um ein förderliches Klima für die von HIV und
Aids betroffenen Kinder und Familien zu schaffen.
Die Zusammensetzung der Maßnahmen hängt in den jeweiligen Ländern
von den lokalen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Prioritäten
ab. Übereinstimmend wird jedoch Bildung
als wesentlicher Faktor für eine positive Entwicklung gesehen.
Bildung kann und soll das Leben und die Perspektiven von durch Aids verwaisten
und gefährdeten Kindern verbessern. Den Zugang zu wesentlichen Leistungen
sicherstellen heißt auch, Kindern, Eltern und Betreuern gleichberechtigt
die lebensverlängernde Anti-Retrovirale Therapie zu ermöglichen.
Der Handlungsrahmen schließt mit der Formulierung von Maßnahmen
ab, die dringend umgesetzt werden müssen. Dazu gehört, dass
die Unterstützung von Waisen, gefährdeten Kindern und deren
Familien in nationaler Politik und Aktionsplänen oberste Priorität
haben soll. Alle Regierungen sind aufgerufen, die Planung ihrer Ressourcen
zu überprüfen, um in den nächsten Jahrzehnten der Krise
mit angemessenen Maßnahmen entgegentreten zu können.
Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Handlungsrahmen
allen relevanten Entscheidungsträgern zur Kenntnis zu bringen, und
eine Unterstützungserklärung der zuständigen, offiziellen
österreichischen Stellen zu erlangen.
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